A few more days in Vancouver - 26th March 2012
Der Grenzübergang war wieder mal Bürokratie vom feinsten! Zwar ging diesmal alles vergleichsweise schnell über die Bühne, wir hatten ja schon ein Visum für die USA, jedoch mussten wir bei der Gepäckkontrolle feststellen, dass es sogar verboten ist EINEN (1) Apfel mit über die Grenze zu "schmuggeln". Wie letztes mal auch mussten wir ein Zertifikat ausfüllen, worin neben psychografischen Eckdaten auch Angaben zu Krankheiten etc. gemacht werden mussten. Außerdem muss man ausfüllen, ob man Gemüse oder Obst, oder evtl. zu verzollende Sachen im Gepäck hat.
Bei den anderen Grenzübertritten hatten wir ebenfalls Proviant dabei. War alles kein Problem.
Heute jedoch schaute sich der Officer unseren Apfel genauer an und beschlagnamte ihn kurzerhand "this is illegal. You are unauthorized to take fruits or vegetables with you". AHA. Komischerweise waren die Banane und die Karotten erlaubt. Bestimmt wollte er sich nur sein Mittagessen erschnorren!!!
Ok vielleicht auch nicht, nachdem wir nämlich mit der Kontrolle durch waren sagte der Typ hinter uns, dass wir echt Glück hatten. Normalerweise sind die Beamten an den Grenzen immer sehr streng. Ein paar Freunde von ihm mussten neulich 500 $ zahlen, weil sie Obst und Gemüse dabei hatten und dies nicht auf dem Zertifikat aufführten. Irgendwie muss der Staat ja seine Schulden abbezahlen...
HAHA
Okey.......wieder einmal Glück gehabt, drüber gelacht....uuund weiter gehts!
Danach fuhren wir weiter nach Seattle, von dort aus stiegen wir in den Bus nach Portland/Oregon um, den wunderbaren Pissegeruch ständig in der Nase, unser Platz befand sich wieder unweit der Toilette... und nach 14 Stunden Fahrt müssen wir noch einmal in Sacramento/Californien in den Bus zum eigentlichen Ziel umsteigen --> San Franciscooo :)
Doch bevor es soweit ist, will ich noch ein bisschen von unseren letzten Tagen in Kanada erzählen.
Vancouver ist wunderschön. Die überwältigende Berglandschaft, die einen stets durch die ganze Stadt begleitet, dazu der pazifische Ozean und darüber die Skyline. Eigentlich eine perfekte Kombination für eine lebenswerte Metropole!Doch irgendwie habe ich hier dieses gewisse Gefühl vermisst. Dieses Gefühl, dass ich bis jetzt in manch anderer Stadt so sehr genoss. Es ist dieses Gefühl, sich sofort heimisch zu fühlen, jede einzelne Ecke dieser Stadt in seiner Erinnerung aufsaugen zu wollen.
Ich dachte darüber nach. Irgendwie hatte ich zum ersten mal nach über 3 Wochen Hardcore Sightseeing einfach mal Lust, mich auszuruhen. Zu rasten. Bei Lisa war es ähnlich. Das war vermutlich auch der Grund, dass wir in Vancouver fast jeden Tag bis halb 12 schliefen^^
Doch wenn ich so an Chicago zurückdachte, vermisste ich noch etwas. Ich vermisste den speziellen Charme dieser Stadt. Ich vermisste diese kleinen, heruntergekommenen Gässchen, die dir abertausend Geschichten aus vergangen Tagen erzählen. Die dir dieses Gefühl geben, genau in dieser beschissenen Sekunde genau an DIESEM Ort und nirgendwo sonst sein zu wollen.
Da Vancouver erst ca. 1860 entstand, was wirklich NICHTS ist...wenn man bedenkt das manch Deutschte Stadt schon über 2000 Jahre auf dem Buckel hat, gibt es architektonisch gesehen so gut wie keine älteren Gebäude. (Wirklich trostlos - wenn sie den Bahnhof dann noch auf pseudo-möchtegern alt dekorieren, mit falschem Stuck und so weiter... :D)
Naja, das Viertel Gastown jedenfalls, konnte durch seine ausgefallenen Läden überzeugen. Ein Vintage Laden nach dem anderen, viele süße Galerien, wunderbare Restaurants. Selbst die Souvenirshops konnten überzeugen :)
Es verschlug uns in einen kleinen Second-Hand Laden, der einer älteren Dame gehörte. Er war von oben bis unten mit Klamotten, Krims-Krams und Schmuck vollgestopft. Die Frau begrüßte uns herzlich (sie musste uns allerdings erst die Tür aufsperren, da es "schon" fast 6 Uhr Abends war und sie sich gerade genüsslich eine Zigarette angezündet hatte).
Nach ein bisschen belanglosem Gequatsche, sahen wir uns im Laden um - die Besitzerin sang die ganze Zeit abwechselnd lautstark, dann flüsternd wirres Zeug vor sich hin. "Ich glaub, die hat gekifft oder so was"...sagte Lisa zu mir in der Umkleide....während wir ein paar wirklich süße Röcke anprobierten, die die Frau - so erzählte sie jedenfalls - aus alten Dingen neu entwarf und umnähte.
Jeder von uns entschied sich schließlich für einen Rock und wir verabschiedeten uns von der netten, zugedröhnten Frau. So wie die möchte ich auch mal alt werden :D
Das mit dem "zudröhnen" ist da drüben so eine Sache. Irgendwie riecht es an jeder Ecke - und das ist wirklich nicht üebrtrieben - nach Gras. Lustigerweise gibt es auch in jeder Stadt unzählige Läden, in denen man jegliche Utensilien, aber auch Kleidung, Taschen, Kosmetik und weiteres aus Hanf kaufen kann. Das finde ich eigentlich ne tolle Sache, weil was spricht schon dagegen nen Pullover aus Hanfwolle zu tragen?! --> keine Angst wir haben natürlich NICHTS gekauft!!!
Aber dort verkaufen sie - eigentlich ganz offen - auch besagte Blätter etc.^^ Wir sahen in Vancouver sogar einen Coffeeshop!
Wikipedia hat mich folgendermaßen informiert:
"In Kanada wird Cannabis seit 2003 zur medizinischen Verwendung staatlich kontrolliert an bedürftige Patienten abgegeben, ohne dass diese Angst vor einer Verfolgung durch die Justiz haben müssen.
Cannabis ist auch dort – trotz Illegalität – weit verbreitet. In der Gesellschaft wird es als harmlose Droge akzeptiert und bei geringen Mengen (unter 28,35 g) muss man mit keiner Strafe rechnen. Dennoch kann es polizeilich konfisziert und entsorgt werden."
Ich + Aussicht vom Balkon :) |
Alkohol ist in Kanada aber end teuer. Für ne halbe Maß Bier zahlt man zwischen 5 und 8 $. Das entspricht ca. 4 - 7 €.
Die Wirtschaftskrise hat man auch hier stark zu spüren bekommen. Die Preise sind heftig gestiegen, Steuern wurden um ca 2 % erhöht. Diese fallen allerdings in jedem Staat (Provinz) verschieden hoch an. Br. Columbia liegt derzeit bei 12 %, Québec sogar bei 14 %. Die USA hat derzeit eine Steuerquote von 10,5 %. Wer jetzt denkt, ja bei uns haben wir aber 19 %, der vergisst, dass man bei uns Steuern absetzen kann. In Amerika/Kanada ist das nicht möglich.
(Umrechnungskurs derzeit ca. 1 € entspricht 1,36 $).
Wenn wir schon dabei sind, da will ich doch nochmal auf unsere Unterkunft zurückkommen. Wir schliefen ja bei YingYing im Wohnzimmer. Eigentlich war alles zufriedenstellend. Die Wohnung war sauber und wir hatten mehr oder weniger unsere Privatsphäre. Aber irgendwie wohnte nicht YingYing selbst in dieser Wohnung sondern ein anderes Mädchen, dass sich aber bei uns nicht mal vorstellte. Kein Hello - Kein Goodbye. Really strange. YingYing selbst kam erst am Tag unserer Abreise wieder.
Da realisierte ich erst wieder, wie schrecklich es wäre die ganze Zeit in Hotels zu übernachten. Ich denke, diese Anonymität spielte eine weitere Rolle, wieso ich mich in Vancouver die ersten Tage nicht so richtig wohl fühlte.
Was sich aber am nächsten Tag zum Glück um ungefähr 180° änderte! Es war die letzte Nacht bei YingYing und eigentlich wollten wir schon am Sonntag weiter nach San Francisco. Da aber die Busse und Züge im Vergleich zu Montag übermäßig teuer waren, suchten wir kurzfristig nach einer Übernachtungsmöglichkeit für eine Nacht. In www.couchsurfing.com* bot uns ein Typ Namens Ryan eine Unterkunft in seiner WG an. Wir nahmen an.
@ Lisas Mama:
Entschuldigung, dass wir das Versprechen gebrochen haben, Couchsurfing nicht zu nutzen. Aber es ging einfach nicht anders, sonst hätten wir draussen schlafen müssen!!! Aber wie du lesen kannst (und auch von deiner Tochter hören kannst) war es auf jeden fall viel besser dort, als die Airbnb Unterkunft in Vancouver. :)* Couchsurfing ist ein Portal für Reisende, vorzugsweise Backpacker um Leute aus aller Welt zu finden, die einem die Stadt zeigen, eine kostenlose Unterkunft anbieten, oder auch nur Zeit für einen Kaffee haben. Man kann aber auch Leute finden, die zum Beispiel die gleiche Route entlangreisen und sich so ein Auto teilen, oder einfach nur zusammen die Tour machen.
Das Haus fanden wir ziemlich schnell. Ryan empfing uns herzlich. Es waren zwar nur zwei kleine, ein wenig verranzte Sofas im Wohnzimmer der WG, die er uns anbieten konnte, aber das reichte für eine Nacht vollkommen. Die anderen WG Mitglieder (ein Mann und zwei Frauen) waren auch alle total nett und aufgeschlossen. Als wir fragten, ob er uns denn ein gutes, günstiges Restaurant in der Nähe empfehlen konnte, bot er uns einfach an, Spagetti für uns zu kochen :)
Und so saßen wir am Abend alle im spartanisch-zusammengewürfelten Wohnzimmer, aßen leckere Nudeln mit Tomatensouße, Brokkoli und Zuchini, redeten, lachten und fühlten uns wie 2 Vancouveraner, die mit ihren Freunden einen lustigen Abend verbrachten :)
Um ca halb 9 - ich war eigentlich schon hundemüde, bot uns Ryan an uns ein bisschen herumzuführen. It was absolutely worth it!!! Wir liefen bis runter zum Meer, wo uns ein absolut hammer geiler Ausblick auf die gesamte Berglandschaft und die Skyline erwartete. Und das bei einem strahlen klarem Nachthimmel. Ich konnte mich gar nicht satt sehen!! Wir liefen ca 2 Stunden, immer am Wasser entlang durch enge Trampelpfade, die Touristen glaube ich nicht umbedingt zu sehen bekommen! Wir kamen an riesigen Villen vorbei, die wohl dank der luxuriösen Lage ein Vermögen kosten.
Ryan ist eigentlich gebürtiger Südafrikaner und wohnte bis vor 3 Jahren noch in Kapstadt. Jetzt macht er hier in Vancouver sein Studium zuende und will danach auch hier arbeiten.
Er erzählte uns viel über Kanada und Vancouver und ich fragte ihn - als großen Kapstadtfan - auch viel über Südafrika aus.
Die Couch war bequemer als ich dachte und ich war am nächsten Tag fit für unsere letzten paar Stunden in British Columbia. Eigentlich wollten wir noch mit dem Sea Bus rüber auf die Insel fahren, jedoch stellte sich heraus, dass das zeittechnisch alles nicht mehr hinhauen würde. Deswegen schlug Ryan vor, dass er uns die Uni zeigen könnte, welche die größte in ganz Kanada ist.
Die Universität an sich ist, ausser ihrer wahnsinnigen Größe nichts spektkuläres. Ein stinknormaler Betonklotz reiht sich an den anderen.
Btw: zieht euch das Video rein --> Das Promotionvideo der Uni, echt gestört, aber irgendwie auch echt lustig gemacht und man bekommt einen Überblick davon, wie riesig das Gelände ist
Wenn man bis ganz runter läuft kann man einen wahnsinns tollen Blick über das Meer geniesen, weil die Uni auf einem Berg liegt.
Garten der Universität |
die 1000 Treppen :) |
Schild zum FKK Strand |
Ryan erzählte uns, dass das eigentlich ein FKK-Strand ist - nur jetzt zu dieser Jahreszeit ist hier so gut wie nichts los. "In summer, there are about 1000 people - all naked" sagte er "like at the and of the movie The Parfum", antwortete ich^^
Ach und übrigens, Vancouver und seine umliegenden Orte war und ist Drehort für unzählige Hollywoodfilme. Den Tag zuvor liefen wir durch einen Wald, in dem fast ganz Twilight gedreht wurde. Und auch Harry Potters Hogwarts School steht eigentlich am Pazifischen Ozean.
So schön der Platz auch war, irgendwann mussten wir zurück, schließlich durften wir unseren Bus nach San Francisco nicht verpassen! Der Aufstieg war mega anstrengend....ihr erinnert euch, die gefühlten 1000 Stufen?!
Nach unserem zweiten Couchsurfingerlebnis (das erste war in Barcelona) kann ich dieses Portal nur wärmstens empfehlen. Klar, es gibt dort auch bestimmt so einige wirklich asslige, wenn nicht gar gefährliche Angebote, die User sind nicht verifiziert. Jedoch wollen die meisten einfach nur Leute aus aller Welt kennenlernen und diese sind wiederum froh, jemanden Einheimischen zu haben, der ihnen neben einer kostenlosen Unterkunft die Stadt von einer ganz anderen Seite, als man sie aus dem Standartreiseführer kennt, zeigt. Es ist ein Geben und Nehmen und man fühlt sich wirklich so, als gehöre man einer großen Familie an, die auf der ganzen Welt verteilt ist. Anders wie bei Airbnb sind die Leute dort bereit zu teilen. Kochen zusammen. Trinken zusammen Kaffee. Und man verspricht sich, in Verbindung zu bleiben!....auch wenn das nicht immer klappt.
Naja Leute, ihr seht schon....so eine Busfahrt kann ganz schön lange sein. Aber ich mache diesen Blog hier wirklich gern.
Zunehmend merke ich, wie sich meine Gedanken von alleine auf Englisch übersetzen. Sogar jetzt beim Schreiben wäre mir der ein oder andere Satz auf Englisch leichter über die Lippen - äh sorry über die Tastatur gegangen. Also freut euch bald auf einen englischen Post... :D
Ach Lisa wacht gerade auf und ihre ersten Worte sind: "Alter, der Pissegeruch ist mir so in die Nase gestiegen, dass ich jetzt high davon bin.!!!!"
Grüße aus...ähm irgendwo vor Sacramento and see you soon in the Capital of Love&Peace...San Francisco!!!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen