Sonntag, 14. August 2011

Sad Dolls. Sad Consuments


Thema der Woche sind Konsum und seine Konsumenten. Hauptrolle: Die Puppe, die unserer Welt Charakter verleihen soll - obwohl sie keinen besitzt.
Schon als Kind wollen wir mit Hilfe plastischer Figuren unseren Perfektionismus erschaffen. Vater-Mutter-Kind und so.
In der "Wenn ich mal groß bin"Zeit zeigen uns dann den derzeitigen Trend in Sachen Perfektionismus die Schaufensterpuppen, beziehungsweise die Photoshop-Puppen. 




Grandiosen Film gefällig? "Das weiße Rauschen" von Alternativregisseur Hans Weingartner (u.a. "Die fetten Jahre sind vorbei", "Free Rainer") dokumentiert lebendig unverschleiert die Psychose eines jungen Neustädtler. Nicht nur die Stimmen der Schaufensterpuppen in der Fabrik, in der er einen Nebenjob bekommen hat, treiben ihn in den Wahnsinn, sondern auch die Halluzinationen durch die lebenden Figuren.



....auch erkenntnisreich: Vorlagen für Schaufensterpuppen stammen wirklich von leibhaftigen Personen - wie diese Kurzreportage zeigt. Meist Models - aber immerhin (oder auch leider), so unrealistisch sind dann diese 90-60-90 Maße wohl doch nicht.

Ach ja....der Sound zum Thema: http://www.youtube.com/watch?v=wXYTReBASsw
Kraftwerk - Schaufensterpuppen


Und hier fürs Philosophenhirn: "Nacktes Plastik"




Gedanken niedergeschrieben amFreitag, 17. Dezember 2010   00:53 Uhr


Ein Meer voller nacktem Plastik. Definition der Pornoindustrie? Abfallverwertung für Puppen? 
Wir?
Ein ständiges Versteckspiel hinter lustigen Masken, filigranen, perfekt mattierten Gesichtern, chirurgischen Meisterleistungen.

Mit schüchternem Stolz sitzen wir an einem Tisch in einer überfüllten Bar. Das Haar wird verlegen mit der perfekt manikürten Hand zurückgestrichen. Das Dekollté mit dem Inhalt zwei schöner, kugelrunder Brüste wird unauffällig aufreizend zurechtgerückt. 
Der Blick gleicht einer Nonne, die das ständige Masturbieren satt hat und sogar Gott gegenüber sündigen würde um endlich mal wieder einen richtigen Orgasmus zu erleben. 

Schüchtern. Nicht wissend über ihre Schönheit. Oder auch über ihr glänzendes Plastik. 
Sehr wohl wissend über ihre Anziehungskraft. 
Sind Kerle so dumm, oder sind sie genau der richtige Gegenspieler für dieses Spielchen? 
Ken und Barbie.
Brav sagt sie ihre auswendig gelernten Sprüche auf. Die Worte reihen sich aus ihrem auf Auto-Pilot geschaltetem Mundwerk aneinander, in einer perfekt abgestimmten Mischung aus dem eingeübtem Klang ihres Stimmfalls. 
So kann sie sich mehr darauf konzentrieren, ihren Körper zu positionieren. 
Wieso immer die ganze Mühe? "Ein schneller Quickie bevor wir uns aus Scham vor uns selbst mit billigem Wodka betrinken und anschließend übergeben? Ich halte dir auch das Haar beim Kotzen."
Schon hört man eine Toilettentür fallen. Wie praktisch. Gleich zwei Sachen an einem Ort erledigt.
Nutten verdienen tausend mal mehr Respekt, die verkaufen sich mit Würde. Wenn auch nicht immer mit Stolz. 
Nur wenige Menschen sind mir bis jetzt begegnet, die eine Energie, eine Aura ausstrahlen, die einfach überwältigend fabelhaft ist. 
Weil sie nie gelernt haben, wie man sich verkauft und als Kind nie ihre lustige Maske aufsetzen wollten, weil man darunter immer so eklig schwitzte.

Sprüh dir den bittersüßen Saft des Erfolgs ins Gesicht und der Schweiß verschwindet. 
Der bittere Nachgeschmack des Erfolgs kommt spätestens, wenn das Plastik Risse bekommt, weil jemand ausversehen darauf rumgetrampelt ist, oder schmälzt weil es jemand zu lange im Schein der heißen Sonne stehen hat lassen.
Baden wir uns also in billigem Parfum aus dem Drogeriemarkt. Der verzweifelte, wenn auch nicht letzte Versuch seinem Leben einen Charakter, ein menschliches ich aus Fleisch und Blut einzuhauchen. 
Zumindest die Rückseite der schön in den Regalen nebeneinander aufgereihten Fläschchen verspricht das.
Was bleibt uns noch? 
Ersticken wir also die Realität in dem süßlichen Duft eines 40 Euro Fläschchens bis wir auf der Abfallverwertung landen.


















Bilder gefunden bei: http://moch.com/kunst/kunst.html