Dienstag, 27. März 2012

...just on the way to San Francisco!!!!

A few more days in Vancouver - 26th March 2012


Es ist jetzt 1:30 a.m. Wir sind bereits seit 11 Stunden unterwegs. Von Vancouver ging es mit dem Bus zurück nach Seattle, doch davor mussten wir natürlich nochmal durch die Grenzkontrolle.

Der Grenzübergang war wieder mal Bürokratie vom feinsten! Zwar ging diesmal alles vergleichsweise schnell über die Bühne, wir hatten ja schon ein Visum für die USA, jedoch mussten wir bei der Gepäckkontrolle feststellen, dass es sogar verboten ist EINEN (1) Apfel mit über die Grenze  zu "schmuggeln". Wie letztes mal auch mussten wir ein Zertifikat ausfüllen, worin neben psychografischen Eckdaten auch Angaben zu Krankheiten etc. gemacht werden mussten. Außerdem muss man ausfüllen, ob man Gemüse oder Obst, oder evtl. zu verzollende Sachen im Gepäck hat.
 Bei den anderen Grenzübertritten hatten wir ebenfalls Proviant dabei. War alles kein Problem.
Heute jedoch schaute sich der Officer unseren Apfel genauer an und beschlagnamte ihn kurzerhand "this is illegal. You are unauthorized to take fruits or vegetables with you". AHA. Komischerweise waren die Banane und die Karotten erlaubt. Bestimmt wollte er sich nur sein Mittagessen erschnorren!!!
Ok vielleicht auch nicht, nachdem wir nämlich mit der Kontrolle durch waren sagte der Typ hinter uns, dass wir echt Glück hatten. Normalerweise sind die Beamten an den Grenzen immer sehr streng. Ein paar Freunde von ihm mussten neulich 500 $ zahlen, weil sie Obst und Gemüse dabei hatten und dies nicht auf dem Zertifikat aufführten. Irgendwie muss der Staat ja seine Schulden abbezahlen...
HAHA

 Okey.......wieder einmal Glück gehabt, drüber gelacht....uuund weiter gehts!
Danach fuhren wir weiter nach Seattle, von dort aus stiegen wir in den Bus nach Portland/Oregon um, den wunderbaren Pissegeruch ständig in der Nase, unser Platz befand sich wieder unweit der Toilette... und nach 14 Stunden Fahrt müssen wir noch einmal in Sacramento/Californien in den Bus zum eigentlichen Ziel umsteigen --> San Franciscooo :)

Doch bevor es soweit ist, will ich noch ein bisschen von unseren letzten Tagen in Kanada erzählen. 

Vancouver ist wunderschön. Die überwältigende Berglandschaft, die einen stets durch die ganze Stadt begleitet, dazu der pazifische Ozean und darüber die Skyline. Eigentlich eine perfekte Kombination für eine lebenswerte Metropole!
Doch irgendwie habe ich hier dieses gewisse Gefühl vermisst. Dieses Gefühl, dass ich bis jetzt in manch anderer Stadt so sehr genoss. Es ist dieses Gefühl, sich sofort heimisch zu fühlen, jede einzelne Ecke dieser Stadt in seiner Erinnerung aufsaugen zu wollen.

Ich dachte darüber nach. Irgendwie hatte ich zum ersten mal nach über 3 Wochen Hardcore Sightseeing einfach mal Lust, mich auszuruhen. Zu rasten. Bei Lisa war es ähnlich. Das war vermutlich auch der Grund, dass wir in Vancouver fast jeden Tag bis halb 12 schliefen^^
Doch wenn ich so an Chicago zurückdachte, vermisste ich noch etwas. Ich vermisste den speziellen Charme dieser Stadt. Ich vermisste diese kleinen, heruntergekommenen Gässchen, die dir abertausend Geschichten aus vergangen Tagen erzählen. Die dir dieses Gefühl geben, genau in dieser beschissenen Sekunde genau an DIESEM Ort und nirgendwo sonst sein zu wollen.

Da Vancouver erst ca. 1860 entstand, was wirklich NICHTS ist...wenn man bedenkt das manch Deutschte Stadt schon über 2000 Jahre auf dem Buckel hat, gibt es architektonisch gesehen so gut wie keine älteren Gebäude. (Wirklich trostlos - wenn sie den Bahnhof dann noch auf pseudo-möchtegern alt dekorieren, mit falschem Stuck und so weiter... :D)


Naja, das Viertel Gastown jedenfalls, konnte durch seine ausgefallenen Läden überzeugen. Ein Vintage Laden nach dem anderen, viele süße Galerien, wunderbare Restaurants. Selbst die Souvenirshops konnten überzeugen :)
Es verschlug uns in einen kleinen Second-Hand Laden, der einer älteren Dame gehörte. Er war von oben bis unten mit Klamotten, Krims-Krams und Schmuck vollgestopft. Die Frau begrüßte uns herzlich (sie musste uns allerdings erst die Tür aufsperren, da es "schon" fast 6 Uhr Abends war und sie sich gerade genüsslich eine Zigarette angezündet hatte).
Nach ein bisschen belanglosem Gequatsche, sahen wir uns im Laden um - die Besitzerin sang die ganze Zeit abwechselnd lautstark, dann flüsternd wirres Zeug vor sich hin. "Ich glaub, die hat gekifft oder so was"...sagte Lisa zu mir in der Umkleide....während wir ein paar wirklich süße Röcke anprobierten, die die Frau - so erzählte sie jedenfalls - aus alten Dingen neu entwarf und umnähte.
Jeder von uns entschied sich schließlich für einen Rock und wir verabschiedeten uns von der netten, zugedröhnten Frau. So wie die möchte ich auch mal alt werden :D
Das mit dem "zudröhnen" ist da drüben so eine Sache. Irgendwie riecht es an jeder Ecke - und das ist wirklich nicht üebrtrieben - nach Gras. Lustigerweise gibt es auch in jeder Stadt unzählige Läden, in denen man jegliche Utensilien, aber auch Kleidung, Taschen, Kosmetik und weiteres aus Hanf kaufen kann. Das finde ich eigentlich ne tolle Sache, weil was spricht schon dagegen nen Pullover aus Hanfwolle zu tragen?! --> keine Angst wir haben natürlich NICHTS gekauft!!!
Aber dort verkaufen sie - eigentlich ganz offen - auch besagte Blätter etc.^^ Wir sahen in Vancouver sogar einen Coffeeshop!
Wikipedia hat mich folgendermaßen informiert:
"In Kanada wird Cannabis seit 2003 zur medizinischen Verwendung staatlich kontrolliert an bedürftige Patienten abgegeben, ohne dass diese Angst vor einer Verfolgung durch die Justiz haben müssen.
Cannabis ist auch dort – trotz Illegalität – weit verbreitet. In der Gesellschaft wird es als harmlose Droge akzeptiert und bei geringen Mengen (unter 28,35 g) muss man mit keiner Strafe rechnen. Dennoch kann es polizeilich konfisziert und entsorgt werden."

Ich + Aussicht vom Balkon :)
Am Abend gingen wir erst lecker essen, dann wollten wir dem Nachtleben Vancouvers - nachdem wir uns vergangene Nacht im Schwulen- und Lesbenviertel verirrt hatten - noch eine Chance geben. Wir fanden einen grandiosen Irish Pub mit Livemusik! Der Laden war voll....was das Tanzen noch spaßiger machte! Zum ersten Mal verspürte ich hier dieses Gefühl, dass ich die letzten Tage so vermisste. Und für einen kurzen Moment war ich einfach nur unbeschreiblich glücklich genau dort zu sein, wo ich gerade bin.
Alkohol ist in Kanada aber end teuer. Für ne halbe Maß Bier zahlt man zwischen 5 und 8 $. Das entspricht ca. 4 - 7 €.
Die Wirtschaftskrise hat man auch hier stark zu spüren bekommen. Die Preise sind  heftig gestiegen, Steuern wurden um ca 2 % erhöht. Diese fallen allerdings in jedem Staat (Provinz) verschieden hoch an. Br. Columbia liegt derzeit bei 12 %, Québec sogar bei 14 %. Die USA hat derzeit eine Steuerquote von 10,5 %. Wer jetzt denkt, ja bei uns haben wir aber 19 %, der vergisst, dass man bei uns Steuern absetzen kann. In Amerika/Kanada ist das nicht möglich.
(Umrechnungskurs derzeit ca. 1 € entspricht 1,36 $).

Wenn wir schon dabei sind, da will ich doch nochmal auf unsere Unterkunft zurückkommen. Wir schliefen ja bei YingYing im Wohnzimmer. Eigentlich war alles zufriedenstellend. Die Wohnung war sauber und wir hatten mehr oder weniger unsere Privatsphäre. Aber irgendwie wohnte nicht YingYing selbst in dieser Wohnung sondern ein anderes Mädchen, dass sich aber bei uns nicht mal vorstellte. Kein Hello - Kein Goodbye. Really strange. YingYing selbst kam erst am Tag unserer Abreise wieder.
Da realisierte ich erst wieder, wie schrecklich es wäre die ganze Zeit in Hotels zu übernachten. Ich denke, diese Anonymität spielte eine weitere Rolle, wieso ich mich in Vancouver die ersten Tage nicht so richtig wohl fühlte.
Was sich aber am nächsten Tag zum Glück um ungefähr 180° änderte! Es war die letzte Nacht bei YingYing und eigentlich wollten wir schon am Sonntag weiter nach San Francisco. Da aber die Busse und Züge im Vergleich zu Montag übermäßig teuer waren, suchten wir kurzfristig nach einer Übernachtungsmöglichkeit für eine Nacht. In www.couchsurfing.com* bot uns ein Typ Namens Ryan eine Unterkunft in seiner WG an. Wir nahmen an.

@ Lisas Mama:

Entschuldigung, dass wir das Versprechen  gebrochen haben, Couchsurfing nicht zu nutzen. Aber es ging einfach nicht anders, sonst hätten wir draussen schlafen müssen!!! Aber wie du lesen kannst (und auch von deiner Tochter hören kannst) war es auf jeden fall viel besser dort, als die Airbnb Unterkunft in Vancouver. :)


* Couchsurfing ist ein Portal für Reisende, vorzugsweise Backpacker um Leute aus aller Welt zu finden, die einem die Stadt zeigen, eine kostenlose Unterkunft anbieten, oder auch nur Zeit für einen Kaffee haben. Man kann aber auch Leute finden, die zum Beispiel die gleiche Route entlangreisen und sich so ein Auto teilen, oder einfach nur zusammen die Tour machen.

Das Haus fanden wir ziemlich schnell. Ryan empfing uns herzlich. Es waren zwar nur zwei kleine, ein wenig verranzte Sofas im Wohnzimmer der WG, die er uns anbieten konnte, aber das reichte für eine Nacht vollkommen. Die anderen WG Mitglieder (ein Mann und zwei Frauen) waren auch alle total nett und aufgeschlossen. Als wir fragten, ob er uns denn ein gutes, günstiges Restaurant in der Nähe empfehlen konnte, bot er uns einfach an, Spagetti für uns zu kochen :)
Und so saßen wir am Abend alle im spartanisch-zusammengewürfelten Wohnzimmer, aßen leckere Nudeln mit Tomatensouße, Brokkoli und Zuchini, redeten, lachten und fühlten uns wie 2 Vancouveraner, die mit ihren Freunden einen lustigen Abend verbrachten :)

Um ca halb 9 - ich war eigentlich schon hundemüde, bot uns Ryan an uns ein bisschen herumzuführen. It was absolutely worth it!!! Wir liefen bis runter zum Meer, wo uns ein absolut hammer geiler Ausblick auf die gesamte Berglandschaft und die Skyline erwartete. Und das bei einem strahlen klarem Nachthimmel. Ich konnte mich gar nicht satt sehen!! Wir liefen ca 2 Stunden, immer am Wasser entlang durch enge Trampelpfade, die Touristen glaube ich nicht umbedingt zu sehen bekommen! Wir kamen an riesigen Villen vorbei, die wohl dank der luxuriösen Lage ein Vermögen kosten.



Ryan ist eigentlich gebürtiger Südafrikaner und wohnte bis vor 3 Jahren noch in Kapstadt. Jetzt macht er hier in Vancouver sein Studium zuende und will danach auch hier arbeiten.
Er erzählte uns viel über Kanada und Vancouver und ich fragte ihn - als großen Kapstadtfan - auch viel über Südafrika aus.
Die Couch war bequemer als ich dachte und ich war am nächsten Tag fit für unsere letzten paar Stunden in British Columbia. Eigentlich wollten wir noch mit dem Sea Bus rüber auf die Insel fahren, jedoch stellte sich heraus, dass das zeittechnisch alles nicht mehr hinhauen würde. Deswegen schlug Ryan vor, dass er uns die Uni zeigen könnte, welche die größte in ganz Kanada ist.
Die Universität an sich ist, ausser ihrer wahnsinnigen Größe nichts spektkuläres. Ein stinknormaler Betonklotz reiht sich an den anderen.

Btw: zieht euch das Video rein --> Das Promotionvideo der Uni, echt gestört, aber irgendwie auch echt lustig gemacht und man bekommt einen Überblick davon, wie riesig das Gelände ist



Wenn man bis ganz runter läuft kann man einen wahnsinns tollen Blick über das Meer geniesen, weil die Uni auf einem Berg liegt.

Garten der Universität



die 1000 Treppen :)
Dort führt ein Weg runter zum Wasser. Wir gingen gefühlte 1000 Stufen einen steilen Berghang hinunter bis wir am Strand ankamen. Es war einach überwältigend! Obwohl es regnete, aber vielleicht auch gerade weil es regnete, war es ein wunderschöner Ort. Ich glaube der Kontrast zwischen weitem Meer und düsterem Himmel machte es so speziell.














Schild zum FKK Strand
 Es war auch kein stinknormaler Sandstrand. Es lagen unzählige riesen Baumstämme herum, ein felsiger Weg führte am Wasser entlang.
Ryan erzählte uns, dass das eigentlich ein FKK-Strand ist - nur jetzt zu dieser Jahreszeit ist hier so gut wie nichts los. "In summer, there are about 1000 people - all naked" sagte er "like at the and of the movie The Parfum", antwortete ich^^


Ach und übrigens, Vancouver und seine umliegenden Orte war und ist Drehort für unzählige Hollywoodfilme. Den Tag zuvor liefen wir durch einen Wald, in dem fast ganz Twilight gedreht wurde. Und auch Harry Potters Hogwarts School steht eigentlich am Pazifischen Ozean.

So schön der Platz auch war, irgendwann mussten wir zurück, schließlich durften wir unseren Bus nach San Francisco nicht verpassen! Der Aufstieg war mega anstrengend....ihr erinnert euch, die gefühlten 1000 Stufen?!


Nach unserem zweiten Couchsurfingerlebnis (das erste war in Barcelona) kann ich dieses Portal nur wärmstens empfehlen. Klar, es gibt dort auch bestimmt so einige wirklich asslige, wenn nicht gar gefährliche Angebote, die User sind nicht verifiziert. Jedoch wollen die meisten einfach nur Leute aus aller Welt kennenlernen und diese sind wiederum froh, jemanden Einheimischen zu haben, der ihnen neben einer kostenlosen Unterkunft die Stadt von einer ganz anderen Seite, als man sie aus dem Standartreiseführer kennt, zeigt. Es ist ein Geben und Nehmen und man fühlt sich wirklich so, als gehöre man einer großen Familie an, die auf der ganzen Welt verteilt ist. Anders wie bei Airbnb sind die Leute dort bereit zu teilen. Kochen zusammen. Trinken zusammen Kaffee. Und man verspricht sich, in Verbindung zu bleiben!....auch wenn das nicht immer klappt.

Naja Leute, ihr seht schon....so eine Busfahrt kann ganz schön lange sein. Aber ich mache diesen Blog hier wirklich gern.
Zunehmend merke ich, wie sich meine Gedanken von alleine auf Englisch übersetzen. Sogar jetzt beim Schreiben wäre mir der ein oder andere Satz auf Englisch leichter über die Lippen - äh sorry über die Tastatur gegangen. Also freut euch bald auf einen englischen Post... :D

Ach Lisa wacht gerade auf und ihre ersten Worte sind: "Alter, der Pissegeruch ist mir so in die Nase gestiegen, dass ich jetzt high davon bin.!!!!"


Grüße aus...ähm irgendwo vor Sacramento and see you soon in the Capital of Love&Peace...San Francisco!!!

Samstag, 24. März 2012

Nicer Scheiß! :)

Finally!
Endlich kann ich nach 3 Wochen mit meinem ersten Blogeintrag der Reise beginnen...ihr wisst gar nicht schrecklich das ist, wenn man so viele Gedanken und Ideen, die einem im Kopf umherschwirren umbedingt aufschreiben will, aber nicht kann! (Ok per Hand ginge auch, dazu bin ich aber bei dieser Menge an Wörtern echt zu faul).
Ein neuer Laptop ist jetzt mein! Durch ein etwas komplizierteres Visakartenproblem, dass mir ganz nebenbei so einige Nerven kostete, hat sich der Kauf dieses Teils ein wenig verzögert.

Es ist 18 Uhr. Draussen scheint die Sonne. Die ganze Nacht habe ich Bilder sortiert, sie bearbeitet, getippt, gegoogelt, Gedanken gefasst...und zwischendurch geschlafen. Jetzt sind wir beide seit ca 4 Stunden dran, die nächste halbwegs komfortable Unterkunft zu suchen -- San Francisco is calling!
Aber jetzt mal von vorne...es gibt schließlich 3 Wochen Backpackerlebengeschichten zu erzählen...

2. März bis 10. März 2012

CANADA

Montréal - Québec

Nach 8 Stunden Flug einmal quer über den Atlantik landen wir heil, aber ein wenig müde in Montréal.
 Das erste mal franco-kanadische Luft schnuppern :) Doch bis wir aus diesem trostlosen Flughafengebäude raus sind, müssen wir uns erstmal für den Kampf durch die Behördengänge bereit machen. Weitere 2,5 Stunden Fragerei und Warterei. Und ich dachte die Kanadier wären da gechillter. Aber gut, auch das hatte irgendwann ein Ende.
Das Hotel ist schnell gefunden. (Wir dachten für die ersten paar Nächte ist ein Hotel doch besser wie gleich Hardcorebackpackermäßig mit Couchsurfing oder Airbnb anzufangen :)

Der erste Morgen. Nach überzuckertem Frühstücks- und eisigem Temperaturschock wird erst einmal die Stadt erkundet. Wir wussten, dass in Montréal, quasi eine Insel umzingelt vom St. Lorenz Strom, noch tiefer Winter herrscht. Was an sich kein Problem war. Mit gefütterter Jacke, Strumpfhosen und Mütze waren wir gut gerüstet. Der eisige Wind jedoch, der fast ununterbrochen durch die Stadt fegte, war das größere Übel. So schön da auch die Sonne und der strahlend blaue Himmel waren....der Schein trügte!
Für viele Amerikaner ist Montréal ein beliebter Touristenmagnet. Sowohl die Architektur als auch Land und Leute sind sehr europäisch. Viele französische Bauten im Jugendstil, sowie kleine Cafés, Boulangeries und Crêpe-Restaurants lassen fast meinen, man wäre in Paris!
Was nicht verwundert, schließlich sind ca 80 % der Einwohner Québecs französischer Abstammung, demnach ist die offizielle Landessprache auch französisch.
 Eigentlich findet man aber so gut wie alles in zweisprachiger Ausführung. Von Straßenschildern, über Cornflakesverpackungen, Zeitschriften und Restaurantkarten bis hin zur Werbung steht alles auf Englisch und Französisch. In manchen Geschäften wird man mit "Bonjour ca va, Hello how are you" begrüßt.

Die Stadt ist sehr mulitkulturell und besteht aus vielen kleinen Stadtvierteln, jedes eine andere Nation.
Besonders gefiel mir das lebendige, wilde "Quartier Latin", also das lateinamerikanische Viertel. Bunt bemalte Häuser, verrückte Second-Hand Shops und Tattooläden.
 Einmalig für Montréal sind die vielen Graffitiwände. Ich musste vor jeder erst mal zehn Minuten stehen bleiben und sie bewundern....das ist einfach bunte, wunderschöne Kunst inmitten grauen, kühlen Häuserfassaden.

Erste Airbnb Unterkunft bei Caroline und Andy
Nach drei Nächten im Hotel ging's weiter zu unserer ersten Privatunterkunft, die wir über die Seite www.airbnb.com buchten. Eine wahnsinnstolle Erfindung! Die Idee ist so simpel wie genial. Leute aus aller Welt können dort eine Unterkunft anbieten. Die meisten vermieten ein Zimmer in ihrem Apartment, oft findet man aber auch echte Exklusivitäten wie Boote, Strandhäuser, Baumhäuser oder Wohnwägen! Im Vergleich zu Hostels sind diese Angebote oft noch günstiger - vor allem wenn man bedenkt, dass man über Airbnb ein eigenes, privates Zimmer bekommt und nicht in einem Hochbett mit 8 anderen Personen schlafen muss. Noch dazu kann man die Kultur und die Menschen des Landes viel besser kennenlernen und erfährt echte Insidertipps, die man als "normaler" Tourist niemals zu sehen bekommen würd.
Nun aber zur ersten Unterkunft. Die Wohnung lag ca 5 Métrostationen außerhalb des Zentrums. Caroline ist eigentlich Französin, ihr Freund Andy Engländer. Zusammen sind sie vor 4 Monaten nach Montréal gezogen.
Das Zimmer war super, Bad und Küche genügten vollkommen. Interessant ist, dass im Gegensatz zu Deutschland die Häuser kein Treppenhaus haben, sondern jede Wohnung von aussen erreichbar ist.
Die vielen aneinandergereihten Wendeltreppen sind typisch für ostkanadische Wohngegenden.

Am zweiten Tag sind wir mit dem Bus auf "Mont Royal" gefahren. Ein Berg mitten in der Stadt! Leider fing genau an diesem Tag die Piste an zu schmelzen, was das Rodelvergnügen nur halb so schön machte. Die Aussicht auf ganz Montréal machte das aber allemal wieder wett!






Donnerstag, 1. März 2012

Every day's unique

Jeden Tag wartest du auf einen anderen Tag. Und dann ist dieser Tag da und du denkst dir, wie wird das Gefühl sein wenn er zu Ende ist? Wie als wäre das hier und jetzt schon die Vergangenheit.
Alles ist erledigt. Nur noch Verabschiedungen stehen bevor. Dann beginnen 3 Monate. Jeder Tag beginnt völlig anders. Kein Tag reiht sich vor den anderen. Jeder steht alleine da. Keine Zukunft. Keine Vergangenheit. Nur die Gegenwart.

Genug mit der Philosophiererei. Morgen geht's los. 11:50. Erstes Ziel...hm ja erst mal Amsterdam. Dort dann umsteigen und ab nach Kanada. Montreal. Die erste Woche ist geplant. Was danach kommt? Wohin uns unsere Gedanken tragen :)
Die Organisation für diese Reise war ein organisiertes Chaos. Das fängt schon beim Packen an. Soll ich einen Koffer, oder - ganz Backpacker like - einen Rucksack nehmen? Ich entschied mich für beides. Einen 70 Liter Rucksack, den ich ganz günstig in einem Shop für Militärsausrüstung erstand.
Da ich aber unter Diabetes Mellitus Typ I "leide", wurde mein Diabetes Equipment das meiste Gepäck. Ich benutze eine Insulinpumpe, die 24 Stunden an meinem Körper ist. Nadeln, Messgeräte, Insulin, Teststreifen...und das alles im Übermaß. Kann ja immer mal was passieren. Also musste noch ein kleiner Hardschalenkoffer in Handgepäckgröße her.

Tja und der erste Nervenzusammenbruch erlebte ich dann bei meiner Esta-Anmeldung. Esta ist ein seit 2006 bestehendes Formular zur Einreisegenehmigung. Es muss von jedem Bürger, der nicht die us-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt und in die USA einreisen will, ausgefüllt werden. Kostenpunkt: günstige 14$ (wenn man mal die auserirdischen Preise für einen Reisepass bei uns betrachtet). Bezahlung: Per Kreditkarte.
 Die Einreisegenehmigung ist für 2 Jahre gültig, allerdings darf der Aufenthalt nicht länger als 90 Tage am Stück andauern. Das heißt man könnte theoretisch 3 Monate drüben bleiben, dann nachhause fliegen und nach zwei Monaten nochmal für 3 Monate rüber. Wer länger als 3 Monate bleiben möchte, oder dort arbeiten möchte, benötigt ein Visum.
An sich ist das Formular kein Problem. (link dazu: https://esta.cbp.dhs.gov/esta/). Jedoch wird u.a auch danach gefragt, ob man irgendwelche Krankheiten hat, schon mal eine Straftat begangen hat und so weiter. Tja und da ich ja an Diabetes leide, habe ich die Frage mit den Krankheiten mit "Ja" beantwortet.
Nach einer Viertel Stunde weiterer Fragerei kam dann das erschreckende Ergebnis: Abgelehnt.
Nun gut...schnell mal das ganze Internet durchforscht. "Wurden Sie abgelehnt, dürfen Sie nicht einreisen". Im Reisebüro angerufen. Die nette Dame konnte mir auch nicht viel weiterhelfen außer mir die Nummer vom auswärtigen Amt zu geben. Dort hat mir der Herr einen weiteren Schrecken eingejagt in dem er mir sagte, dass ich dann ein Visum bräuchte und die nächsten Termine für diesen Visumantrag der 2. und 19. März seien. Bis ich ihm dann nochmal meinen Notstand erklärte. Dann kam eben raus, dass man die Krankheitsfrage nur bei ansteckenden Krankheiten ankreuzen darf und man die Esta Anmeldung ohne Probleme nach 24 Stunden wiederholen kann.
Stein vom Herzen gefallen. 24 Stunden gewartet. Alles noch mal gut gegangen.
Hoffen wir nur das mein Koffer voller Nadeln und Insulin beim Check In keine Probleme bereitet. Ein ärztliches Attest ist auf jeden Fall notwendig!

Somit....wieder zu den schönen Dingen einer Reise. Das Planen der Route :)
Bei so etwas ist es auf jeden Fall von Vorteil, andere Leute zu fragen, die schon mal eine ähnliche Reise gemacht haben. Zum Glück kennen wir jede Menge Weltenbummler, die uns noch viele hilfreiche Tipps für die Planung gaben.

Nach einer Woche im Franzosenkanada werden wir für ca 2 Tage Toronto besichtigen. Danach werden wir uns die kanadische Seite der Niagarawasserfälle anschauen. Dann folgt die erste Stadt auf der US-Seite. Chicago. Da ich vor 6 Jahren schon mal dort war, wird uns die Orientierung dort hoffentlich ein wenig leichter fallen. Chicago hat jede Menge tolle Architektur und wunderbare Museen zu bieten. Durch seine Lage am Michigan Lake, der so riesig ist, dass man nicht mal das andere Ufer entdecken kann, bietet die Stadt eine tolle Atmosphäre....naja trotz seiner rauen Winde....die Stadt wird ja nicht um sonst "the windy city" genannt :)
Nach dem ersten Großstadtjungle werden wir erst mal für 3 Tage mit dem Zug durch den Norden der USA fahren um dann an der Westküste, genauer gesagt in Seattle anzukommen. Danach nochmal hoch nach Kanada. Natürlich nach Vancouver. Durch die ganze Schwärmerei von Leuten, die schon mal in dieser Stadt waren, freue ich mich ganz besonders auf die Woche dort. Und wer weis, vielleicht werden es auch zwei... :)

Denn das schöne an dieser Reise ist, dass wir keine Termine haben. Kein Reisebus der ohne uns davonfährt. Keine Reiseführerin, die schon nervös auf die Uhr schaut, wenn man trödelt.
Nein ich habe keine "To-Do" Liste in meinem Gepäck, auf der alle Sehenswürdigkeiten nach der Reihe angeordnet sind. Ich will das Leben dort erfahren. Die Kulturen und die Leute. Die schlechten und die guten Seiten des Landes. Geschichten die das Leben schreibt. Keine 0-8-15 Rundreise mit Leuten, die ihre Kamera bei jedem amerikanischen Graßhalm zücken.

Unsere ersten vier Nächte werden wir in einem 3-Sterne Hotel verbringen. Danach haben wir schon eine Privatunterkunft für 10 $ CAD gebucht. Die Seite http://www.airbnb.com ist ein wunderbarer Tipp, für alle die günstige Übernachtungen suchen und dabei noch das Leben im Urlaubsland hautnah miterleben wollen. Wenn man Glück hat ist also auch ein Reiseführer inclusive. Bereits bei unserem letzten Urlaub in Barcelona haben wir die Seite genutzt und hatten eine super nette Gastgeberin die uns nicht nur die Stadt zeigte sondern auch echte Insider Ecken kannte. Wieso also ein teures Hotel buchen und sich mit einem dicken Reiseführerwelzer umherschlagen, wenn man SO WAS kriegen kann?! :) Bevor man allerdings eine Unterkunft dort bucht, sollte man sich auf jeden Fall die Bilder anschauen und die Rezensionen lesen. Schwarze Schafe gibt es überall.

Somit. Ich hoffe ich werde auch dort die Zeit zum scheiben finden. Und hoffe jetzt einfach, das beim Flug morgen alles klappt ;-)