Dienstag, 15. November 2011

Affected from Liberty - der Zwang der eigenen Persönlichkeit


ein kleines Männchen, das einem einflüstert was man zu tun und zu lassen hat



Nach langer Zeit wieder mal ein Post. Doch da dieser Blog noch so gut wie keine ausgereifte Fan Gemeinde besitzt, sollte dies zu vertrösten sein. Schließlich darf ich mir als absoluter Hobby-Blogger noch die Freiheiten nehmen, zu schreiben wann und worüber ich will. Absolut zwanglos, was heutzutage eine Seltenheit ist. 


Zwang: "die nachdrückliche Beeinflussung der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit durch verschiedene Einflüss" (Quelle: Wikipedia, ja ich benutze Wikipedia als vertrauensvolle Informationsquelle).


 Ich finde, das beschreibt es ganz gut. Vor allem dieses "nachdrücklich". Wenn wir etwas nicht aus eigener Willenskraft heraus tun, sondern uns etwas oder jemand - vielleicht sogar wir selbst nachdrücklich dazu bewegt, dann ist das ein Zwang.
Die Frage ist aber, ist dieser jemand nicht NUR wir selbst?
Jeder ist seiner Handlungskraft selbst bevollmächtigt. Das heißt, jeder kann selbst entscheiden was er tun will und was er nicht tun will. Natürlich können uns andere Menschen und Dinge beeinflussen. Dennoch: Wie selbst wir uns beeinflussen lassen, dürfen wir selbst entscheiden.  Mehr oder Minder. Hätte uns diese Fähigkeit nur jemand gelernt? Das Gegenteil ist eher der Fall. So wird es für den Körper immer schwieriger zu verstehen, wieso wir uns eigentlich gegen etwas sträuben, aber es trotzdem tun. Ist das Selbstbewusstsein einmal verdorben, kann es nur schwer wieder hergestellt werden. Wie bei einer Phobie haben wir Angst, unser Selbstbewusstsein zu nutzen. Minderwertigkeitskomplexe auf gut Deutsch.

Was aber aus dieser Schlussfolgerung heraus viel wichtiger ist: In wie fern sind wir dann eigentlich wir selbst wenn wir doch tagtäglich vom Beginn unseres Lebens von Einflüssen umgeben sind? Wenn wir schon von den Eltern vorgegeben bekommen, was die idealste Lebensweise ist? Auch nach einem kurzen Ausflug in die vermeintliche Selbsterkenntnis in der Jugend wird uns der beste Lebensstil in Schulen, Modezeitschriften und Fernsehsendungen vorgegeben. Ja. Dieses neumodische Zeug. Früher war doch alles besser. 
Da will ich doch gleich ein Zitat vorwegnehmen: "Wenn jemand den vielen Schwachsinn glaubt, der im Internet steht, ist er schon selbst schuld." Leider weis ich nicht mehr, welch schlaues Hirn diesen Satz fabriziert hat, aber es ist schon viel Wahres dahinter. 
Wir, ganz allein wir, haben das Recht und die Chance uns aus dieser Informationsflut das rauszufiltern was wir wollen. "Jeder glaubt nur das, was er will." So ist es auch heute noch. 


Wer das einmal kapiert hat, kann sich ein Schutzschild bauen. Der Rest sollte vielleicht für ein paar Jahre auf eine einsame Insel ziehen.


Ich für meinen Teil befinde mich, so meine ich zu glauben, derzeitig in einer wirklichen Selbstfindungsphase. Es reift in mir Schritt für Schritt ein eigenständiger Mensch, der es manchmal geniest, in dieser wohligen Geborgenheit von Mainstream zu baden, aber bei zunehmender Temperatur eine kalte Dusche braucht und so seine selbstdenkerischen Züge mehr und mehr ausweitet.

Konsumsklave
Beeinflussung. Sie ist gut. Wenn man sie richtig nutzt. Wenn man zwischen gut und böse unterscheiden kann. ja so gar die bösen wollen dir was erzählen. Sie bringen dir bei, deine moralischen Grundwerte noch besser rubrizieren zu können. Denn um so mehr man sieht, was man nicht will, um so mehr erkennt man, was man will.



Doch manchmal, ganz selten aber, passiert es das man durch einen Augenblick der Hardcore      -Weisheiten in ein tiefes schwarzes Loch fällt.

So erging es mir bisher zwei mal. Wenn ich mich recht erinnere. Du lauschst einem Menschen, der so belehrt ist, aber andererseits auch so bescheiden-narzisstisch. Nach ein paar Sätzen bist du hellhörig geworden und kannst nur staunen über das, was er weis und was er denkt. Dann fällt in dir dein gesamtes, mühsam aufgebautes Moralitäten-Kartenhaus in sich zusammen. Du ärgerst dich über dich selbst, da du ja eigentlich noch vor ein paar Minuten so von deinen Prinzipien überzeugt warst und deinen Wissenstand für ganz penibel fandest. 
Ok und was jetzt? Wieder neu aufbauen? Oder erstmal alle Karten umdrehen und alles neu überdenken?
Schwarze Löcher müssen sein. Denn nur sie bringen dich weiter. 



Denn ist nicht alles nur provisorisch? Die Liebe. Das Leben. Wir ?



Ok. Richtig lautet das Zitat: "Alles ist nur provisorisch. Das Leben. Die Liebe. Ich. Vor allem Ich." Es stammt aus dem wunderbarem Buch "99 Francs" von Frédéric Beigbeder. Der gleichnahmige Film ist ebenfalls ein Meisterwerk (Deutsche Ausgabe: 39,90). Über die eigentlich Handlung will ich hier nichts erzählen. Es sei nur so viel gesagt: Eine Satire über einen Medienkomplott, die so indirekt tiefgründig über die Oberflächflichkeit der Werbewelt erzählt, das es schon Angst macht. Ein Hauptdarsteller, der eben so pseudo-narzistisch ist, das man ihn dafür bewundert. Ein dauerhafter innerlicher Applaus. Selbstbewusstein Deluxe!


                                                            Trailer zum Film 39,90


So. Hiermit sei nun genug gefaselt. Vielleicht haben die wenigen Leser ein Quäntchen davon verstanden, was ich hier geschrieben habe. Und wenn doch nicht: Zieht euch einfach den Film und/oder das Buch rein!